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Stellen wir uns mal vor, wir würden ein Buch über unser Leben schreiben...

Wie viele Kapitel Lebensgeschichte würden wir unserem Leben widmen?

Blog | Geschichten über die Lebensmitte

Irgendwann war genau diese Frage da...Da war, lange sicher unbewusst verdrängt, das Gefühl, dass schon so viel zu erzählen wäre...über das, was man so erlebt hat. Ich fühlte mich nicht alt, aber irgendwie wie so gleich einer "alten Häsin". Haken geschlagen hatte ich oft, gekämpft, nicht immer ganz freiwillig, neue Reviere gesucht und gefunden. Eigentlich haben doch immer "alte" Leute ganz viel von "früher" zu erzählen...Mit dem Alter hatte ich nie Probleme. Weder ins Kopfkissen wegen Falten geheult, sportlich war ich auch und wieder gesund. Wann ist die Schale der Waage in die andere Richtung geschlagen? Und wieso habe ich das nicht gemerkt? Solche Ereignisse kann man doch nicht einfach übersehen...ich war doch in meinem Leben dabei gewesen...oder wie?  Erfolgreich verdrängt? Da musste ich nachdenken.

 

Die Lebensmitte - Ist sie abhängig vom runden Geburtstag oder ist es eher eine Gefühlssache? Ich selbst gehöre auch zu der Generation der Babyboomer. Die Soziologie beschreibt uns als Alterskohorte (schreckliches Wort!) mit der sowohl der Begriff der Masse als auch der Individualität, neue Aspekte gewonnen hat. Ich beschreibe meine Biografie gerne als Lebenskette. Glied für Glied fügen sich die einzelnen Stationen an: 42 Jahre im Beruf und mit Leidenschaft Personalerin. Eine Familie gegründet, Krankheiten überwunden, viel Freude und auch traurige Zeiten durchlebt. Das alles gehörte zum Drehbuch meines Lebens. Für mich ist die Lebenskette ein Symbol, steht sie doch für viele einzelne Momente, die aufgezogen sind wie auf einer Perlenkette. Jeder kennt das, wie das so ist mit einem "Bindungselement". Ob Schnur, Leine oder im übertragenen Sinn betrachtet, eine Reihe von eigenen und fremden Erwartungen an uns...Mit ihr läuft man sportlich neben der Spur, man verheddert sich auch mal, stolpert vielleicht...steht wieder auf - hoffentlich!
Und genau das könnte der Moment sein, mal wieder etwas mehr über sich und sein eingefahrenes Leben nachzudenken. Wir erkennen, dass es vielen von uns so ähnlich geht, weil wir das Schicksal einer Generation teilen. Mit anderen Werten und Idealen als unsere Eltern aufgewachsen. Im Alltag haben wir vielleicht den Blick auf das Wesentliche verloren. Auf unser einzigartiges Leben, das endlich ist.

Meiner Generation wird ganz viel zugeschrieben. Allein die mengenmäßige Vielzahl und das stetige Streben nach Unabhängigkeit. Wir waren es gewöhnt, immer aus dem Vollen zu schöpfen, gemeinschaftlich in einem ganzen Rudel unterwegs zu sein. Mit Blick auf die nachfolgenden Generationen X,Y und Z streben wir nach Unabhängigkeit, Leistung und Weltoffenheit. Und doch sind wir dann erschrocken, wenn genau unsere Kinder und Enkel diese Ethik als selbstverständlich ansehen. Diese Weltoffenheit und Freiheit ist uns wichtig, weil wir mit Mauern groß geworden sind. Aber bauen wir nicht eigene Hindernisse selbst auf? Wir waren und sind manchmal schnell in unseren Handlungen. Wundern uns dann, dass beispielsweise die Globalität auch mehr im Gepäck hat, als sich zunächst erwarten ließ. Neue Märkte bedeuten auch großen Wettbewerb, vielleicht auch zeitweise das Verlorengehen von Werten und Sicherheit, dafür auch der Gewinn von Vielfalt und neue Sichtweisen. 

Und um den veränderten Blick geht es mir. Ich möchte nicht mit Wehmut darauf blicken, was vorbei ist. Nein, ich möchte Rückschau halten, um mich daran zu freuen. An diesem Leben. Mein Weg, sich aus der Vergangenheit zu lösen, war nicht leicht. Da war ich mehr zu Hause. Und dann ging der Blick in die Zukunft, in die Zeit, wo ich endlich alles das machen wollte, was bislang nicht gelang. Und wo  zur Hölle war dann die Gegenwart, das Hier und Jetzt? Das war das Expresspaket...entgegennehmen, aufreißen, abarbeiten und recyceln. 

Eine "alte Häsin" hat Mut bewiesen (sonst wäre sie wahrscheinlich nicht alt geworden?!) und jetzt kommt das große Paket der Zuversicht dazu. Mut machen und daran freuen, mit vielen neue Wege zu gehen. Gerne habe ich Anteil, an Euren Lebensmittengeschichten. Habt Ihr Lust zu erzählen?

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