Er jährt sich wieder, der internationale Frauentag. Jedes Jahr habe ich die Hoffnung, das irgendetwas besser wird.
Aber wahrscheinlich denke ich in großen, die Männerwelt und Systeme eher in kleinen Schritten?! Hinzu kommt, dass anlässlich unserer "Zeitenwende" es mir selbst schwer fällt, entspannt auf den Kampf der Frauen zu hören. Wer ist mutiger in dieser Zeit? Die Frauen, die in Kriegszeiten durchhalten und ihr Leben neu gestalten müssen? Die Frauen, die für selbstverständliche Rechte von Freiheit und Würde auf die Straße gehen und dieses unter lebensbedrohlichen Bedingungen? Das verunsichert mich und entmutigt, weil eines klar ist: WIR FRAUEN HABEN NOCH VIEL KAMPF UND ARBEIT VOR UNS!
Kleiner Status Quo zum Jahr 2023
Der Deutsche Frauenrat hat den Koalitionsvertrag im Dezember 2021 im Kontext von "Kein Fortschritt ohne Gleichstellung" - einer Analyse unterzogen. Vielversprechend, aber mit genügend Luft nach oben. Meine Recherche unseres BMFSFJ mit den Statements unserer Ministerin Paus spiegelte nicht das, was ich gerne dort gefunden hätte. In den Statements finden wir das, was wir schon längst wissen. Was nicht in Ordnung ist:
Das es immer noch eine Herausforderung ist, Frauen und Männer gleiche Vergütung für ihre Arbeit zu zahlen.
Das Frauen immer noch den Löwenanteil an sogenannte Sorgearbeit in Familien leisten.
Das partnerschaftliches Leben und Arbeiten in sozialen Beziehungen keine Selbstverständlichkeit ist.
Das für Frauen leider eine Vereinbarung von Beruf und Familie immer noch ein Balanceakt ist.
Nur wenige Lösungen. Manchmal leider auch halbherzige Ansätze für Lösungen. Unternehmen haben das Problem Fachkräftemangel zwar erkannt, aber sind sehr langsam in der Umsetzung. Es scheint sich nur etwas zu bewegen, wenn das Problem zu einer ausgewachsenen Katastrophe mutiert. Schönfärberei hilft nicht. Auszeichnungen und Zertifizierungen nur bedingt. Da habe ich langjährige Erfahrungswerte aus den Bereichen des Human Resources Management. Wenn wir den Akteuren in Politik, Wirtschaft und den Gewerkschaften ihren Teil des Handelns übertragen, dann möchte ich einen anderen Aspekt beleuchten. Was können wir als Gesellschaft erreichen?
Was können wir also gemeinsam tun, um die Welt für Frauen gerechter zu gestalten?
Jede einzelne Frau kann etwas für mehr Gerechtigkeit von uns Frauen leisten (ohne Frage, was Männer mit der gleichen Selbstverständlichkeit natürlich auch tun könnten...). Ich möchte auch erwähnen, dass es viele Männer gibt, die wirklich für die Gleichberechtigung einstehen. Im Großen und im Kleinen. Den eigenen Einfluss geltend machen und loslegen! Ich frage nach den Ursachen, warum die Welt für uns Frauen so ist wie sie ist? Wie war das in meiner Babyboomer-Biografie?
Ich war ein Mädchen, wie viele. Schon früh gab es Beschränkungen, weil man das eine oder andere eben als Mädchen nicht macht. Im Alltag waren da immer diese Sprichwörter, von denen ich nur wenige wirklich richtig verstanden habe. Klar war nur, dass diese Verse selten etwas Gutes verhießen. Das waren dann schon die Vorboten von Kritik und den daraus resultierenden Folgen. Wir wurden auf das spätere "sitsame und bescheidene" Leben in unserem Umfeld vorbereitet. Die guten Wünsche in meinem alten Poesiealbum - auf dieses war ich 1970 mächtig stolz - fand ich die passenden Verhaltensregeln und den pädagogischen Zeigefinger. "Erwachsene sahen in dem Führen solcher Bücher einen pädagogischen wertvollen Sinn, das die Schönschrift geübt wurde und natürlich die Literatur ihren Platz im Leben eines Kindes fand. Lebensweisheiten, Ratschläge, Mahnungen und religiöser Inhalt waren die Texte, verziert mit den obligatorischen Lackbildchen oder Zeichnungen. " (Quelle Wikipedia https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Poesiealbum&oldid=229582102)
Nicht mehr meine Welt, denn ich habe gelernt, wie wichtig die Wertschätzung, der Selbstwert und die Selbstachtung meiner eigenen Person ist.
Heute kann ich sagen, ich hatte eine Kompetenz bereits in meiner Kindheit, nie "richtig" in den Augen meines Umfelds zu sein. Ich empfinde es so, weil ich ohne Großfamilie auf mich selbst gestellt zu sein, zwar eine Herausforderung bedeutete, aber auch die Freiheit für eigene Entscheidungen lieferte. Ich musste Mut entwickeln, aus Niederlagen lernen und neue Wege einschlagen. Sätze wie "Du kannst das nicht...das tut man nicht...das geht nicht..." habe ich für mich als Frau, Schritt für Schritt gestrichen. Manches hat sich so ergeben und ich habe daraus gelernt. Dank meiner guten Ausbildung, meiner Neugier, meiner psychologischen Ergänzungsausbildung, war vieles für mich möglich. Aber Mut für sich und sein eigenes Handeln zu entwickeln, ist auch ein Prozess. Erwartungen auf den Prüfstein zu stellen, was andere oder ich selbst manchmal fordern, brauchte Entwicklungszeit. Und wenn ich dann so in mich hineinhöre (das Thema meinem inneren Team auf die Tagesordnung setze), dann bekomme ich die passenden Argumente.
Mein Selbst und die vielen Facetten meines Selbst sind Erinnerungen aus der Kindheit, Persönlichkeitsmerkmale, Fähigkeiten und Talente, Werte und Normen, die sich ausgebildet haben. Sie - bzw. ihre inneren Vertreter - diskutieren bei Entscheidungen und Bewertungen miteinander. Sie sind ein Team, ich höre mir ihre Meinungen an, auch wenn sie oft nicht zimperlich miteinander umgehen. Sie zeichnen ein mögliches Bild. Aber ich habe als Chefin das letzte Wort, wie mein Selbstbild aussieht. Denn ich verantworte mein Leben.
"Wir können nicht werden, was wir sein müssen, wenn wir bleiben, was wir sind." Oprah Winfrey
Bei allen Wünschen und Forderungen nach Gleichberechtigung, ist jeder einzelne von uns gefragt, nicht stehen zu bleiben, sondern sein Leben zu gestalten. Und zwar gleichberechtigt als Mensch in unserer Gesellschaft. Unser Handlungsspielraum ist größer geworden. Verbote und Gebote regulieren uns weniger, wir sind aufgefordert, selbst zu agieren. Daher ist es wichtig, seine eigenen Bedürfnisse nach diesem selbstbestimmten Leben herauszufinden. Ihnen auf der Spur bleiben. Und dafür ist es nie zu spät - auch nicht in der Lebensmitte- autonom für sich zu entscheiden und zu handeln. Wir Frauen sind jeden Tag, im Beruf, in der Familie, in der Gesellschaft präsent. Wir hinterlassen Spuren für andere Frauen, in denen wir sie an unserem Leben teilhaben lassen. Wir erziehen Kinder, wir begleiten Mädchen und junge Frauen durch den Bildungsweg, Ausbildung oder Studium. Wir können Vorbilder sein, feste Rollenbilder auflösen, Mut für Neugier schaffen und die Welt für mehr Chancengleichheit selbstverständlicher machen. Wir erreichen viel, wenn wir zusammenstehen. Den Mut haben, für andere das Wort zu ergreifen, wenn wir sehen, dass jemand unsere Unterstützung braucht. Für viele meiner Klienten und Klientinnen ist der Gewinn von mehr Selbstbestimmtheit ein ganz wichtiges Ziel. Unabhängig übrigens vom Geschlecht und vom Alter.
"Lass Dich nicht unterkriegen, sei frech und wild und wunderbar." Astrid Lindgren
Natürlich ist nicht alles in unserer Welt so, wie Pippi Langstrumpf uns sie erklärt hat. Aber ich finde, diese Sätze, die Astrid Lindgren uns hinterlassen hat, wären die richtigen für das Poesiealbum unserer Tage...Oder?
Wenn Du zum Thema "Selbstbestimmtheit" Dich weiterentwickeln möchtest, vielleicht ist ein Gespräch hilfreich. Schau doch mal vorbei.
Quellenangaben Fotos Adobe Stock
1: #133392984 Kalender, #565971093 Embrace Equity Logo
2: co/ Letsgoforacoach Uta Lewien-Schmidt, #558456221 Sport, # 557755308 Cross Check
3: #100798080 Selbstbild
Comments